Nach unseren Maßstäben ist sich schneller zu schämen nicht unbedingt ein Charaktervorteil. Eher ein Zeichen für Unsicherheit. Und warum schämen sich die Japaner nicht für Pearl Harbor? Auch nicht für die grauenhaften Untaten in China und in Korea? Sie schämen sich nicht für die hemmungslosen Industrieplagiate und nicht dafür, dass ihre Wohnungen zu klein für den Nachwuchs sind. Liebeshotels für Ehepaare! Auch für die in den Zügen und U-Bahnen üblichen engsten Körperkontakte schämen und entschuldigen sie sich nicht. Auch nicht dafür, dass ihr Staat hemmungslos verschuldet ist und sie seit ca. 20 Jahren dieses Dilemma nicht bewältigen können. Dafür müssten sie sich wirklich schämen bei den positiven Vorurteilen, die bisher für sie galten. Wofür schämen sie sich denn dann überhaupt? Für den möglichen Gesichtsverlust gegenüber Fremden. Und diese Gefahr vermuten sie hinter jeder Ecke. Diese Ehrpusseligkeit führt auch dazu, dass die Selbstmordrate in Japan wesentlich höher ist als bei uns. Dafür müssten sie sich wahrlich schämen.
Die Frage des deutschen Nationalgefühls ist wahrlich irre. Warum muss denn das Gefühl für uns so gefährlich sein und kann für andere Länder eine Wohltat sein? Wer sowas annimmt, muss dann doch zwangsläufig auch davon ausgehen, dass wir genetisch für nationale Gefühle nicht oder nur schlecht geeignet sind. Naheliegend gilt das dann ja auch für alle anderen Gefühle. Was für ein Quark! Außerdem hat dann Herr Kauder zusammen mit allen seinen Generationsmitgliedern seit 1945 bei der Umerziehung aller Nachkriegsgenerationen versagt. Kann es noch abstruser sein? Natürlich haben wir einen neuen, aber sehr vorsichtigen „gesunden“ Nationalismus, der besonders bei den deutschen Immigranten weitaus stärker als bei den „Alteingesessenen‘“ ausgeprägt sein kann.
Zu den Indizien: In anderen Ländern gibt es mehr Flaggen als Einwohner. Müssen wir schon politische Angst vor unserer eigenen Flagge haben? Schon mal in den USA gewesen? Wäre uns dann die Flagge der Sozialistischen Internationale recht? Unsere Hymne wird ja, wie nahezu jedes Volkslied (dafür schämt man sich bei uns!) kaum gesungen. Ja für wen soll dann die Bundeswehr kämpfen, wenn nicht für uns, für den Staat, für unsere Nation? Stolz sein auf unseren Pazifismus? Oder ist den Pazifisten das Schicksal der anderen Länder egal? Aber die Amerikaner durften für uns nicht nur bis 1945, sondern auch bis jetzt ihre Köpfe hinhalten. Das war uns nicht egal. Keine Wehr haben wollen aber darauf vertrauen, dass die USA die kleinen Schwierigkeiten schon regeln werden, ist nicht nur feige, das ist eine linksintellektuelle Verantwortungslosgikeit. Es sei denn, man hofft im geheimen darauf, dass man wehrlos um so leichter wieder sozialistisch werden könnte. Weil ein Idiot unter besonderen, für viele nicht mehr nachvollziehenden Gründen, in der Lage war, den ehemals kaiserlichen und dann heimatlosen Nationalismus zu missbrauchen, muss doch ein neu erarbeitetes Recht auf ein gesundes Nationalgefühl nicht von vornherein verboten sein!
Klebt da auch an Herrn Kauder permanent auch das linksintellektuelle Bemühen, uns und damit sich selbst schlecht zu machen? Diese Selbst-Demoralisierung hat einen perfiden Hintergrund. Aus purer Angst davor, dass man den eigenen Gefühlen und politischen Emotionen und denen des ganzen Volkes nicht mehr gewachsen sein könnte, sollten wir tunlichst gefühllos sein. Würden wir aber mit Inbrunst die Sozialistische Internationale, wie es auf SPD-Veranstaltungen immer noch vielfach üblich ist, singen, dann würde keiner dieser linken Moralapostel unsere neue internationale Nationalität beklagen. Dabei hätten wir wahrlich genug Gründe, auf unsere nationalen und internationalen Nachkriegsleistungen stolz zu sein!